Wie Viscri zum Sockendorf wurde
Das in Siebenbürgen, Zentralrumänien, gelegene Dorf, wurde vor 800 Jahren als Deutsch-Weißkirch von deutschen Siedlern, den Siebenbürger Sachsen gegründet. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Kirchenburg und des ursprünglich erhaltenen Dorfbildeswurde Viscri 1999 in die UNESCO-Weltkulturerbe-Liste aufgenommen.
Das Sockenprojekt
Es begann damit, dass die alte Leana das erste Paar Socken zu den 1996 zugezogenen Deutschen Maria Westerveld und Harald Riese brachte, um sie gegen Lebensmittel einzutauschen: Mehl, Zucker, eine Flasche Öl. Dass es bei den Deutschen Lebensmittel gegen Socken gab, sprach sich schnell herum. Und so wuchs bald ein ganzer Berg von Socken in allen Farben bei Maria und Harald. Freunde und Besucher der beiden nahmen Socken mit nach Hause, trugen sie selbst oder versuchten sie zu verkaufen.
Inzwischen sind an dem Projekt " Frauen stricken Socken " 80 Frauen und Mädchen beteiligt, die Socken, Handschuhe, Mützen, Stirnbänder, Babydecken, Pullover und Filzpantoffeln, -hüte und -taschen anfertigen. Engagierte Freundinnen und Freunde verkaufen seit vielen Jahren die Socken auf Märkten in Rumänien und Deutschland und verhelfen so den Frauen und Mädchen zu einem kleinen, aber dringend benötigten Einkommen, das im Winter für viele Familien ihren einzigen Lebensunterhalt darstellt.
2001 wurde in Viscri der Verein " Viscri incepe " gegründet, auf Deutsch " Viscri legt los". Unter dem Dach des Vereins wird nicht nur der Vertrieb der Socken in Rumänien und im Ausland organisiert, sondern auch die Arbeit der Frauen vor Ort, Fahrten zu Ärzten und die Schülerhilfe.
2008 hat der Verein InSoPro e.V. in Endingen das Zentrallager und den Versand der Socken in Deutschland übernommen. Ziel des Vereins ist die Unterstützung des Projekts " Frauen stricken Socken ".
Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer haben die Aufgabe übernommen, die Socken auf Basaren, in Kirchen und Schulen zu verkaufen. Aus dem Erlös des Sockenverkaufs können die Menschen einen Teil ihrer Lebenshaltungskosten decken: etwa mit dem Erlös aus einem Paar Schafwollsocken der Größe 40, kann ein Mensch sich drei Brote kaufen.
Die Socken wurden zum Alltag in unserem kleinen Dorf Viscri, im Herzen des Landes.
Etwa 130 Frauen und Mädchen in Viscri fertigen inzwischen handgestrickte Socken in allen Größen aus reiner Schafwolle in Handarbeit. Durch ehrenamtliche Unterstützer werden die Socken zu einem Preis von bisher unter zehn Euro an den Fuß gebracht. Der Verkaufserlös fließt voll an die Strickerinnen zurück, ein Teil geht in den Transport und eine sehr sparsame Organisation.